Barrierefreiheit von Websites: Anforderungen gem. EAA & WZG/BaFG seit Juni 2025

Illustration zum Thema barrierefreie Websites

Barrierefreiheit betrifft uns alle.
Seit 28. Juni 2025 gilt in Österreich das Web-Zugänglichkeitsgesetz (WZG) und das Barrierefreiheitsgesetz (BaFG) nun auch für viele kleinere Unternehmen (KMU), EPU sowie öffentliche Stellen verbindlich – zumindest, wenn es um deren Corporate Website geht.

Was du jetzt wissen und umsetzen musst, erfährst du hier 👇

🧭 Worum geht’s bei WZG, BaFG & EAA?

Die Gesetze basieren auf der EU-Richtlinie 2016/2102 (für öffentliche Stellen) und der EU-Richtlinie 2019/882 (EAA) – dem European Accessibility Act.

Erklärtes Ziel davon: Digitale Inhalte sollen für alle Menschen zugänglich sein.
Das bedeutet eben nicht nur „für Menschen mit Behinderungen“, sondern z. B. auch für ältere Personen, Menschen mit Leseschwäche oder temporären Einschränkungen (z. B. gebrochenem Arm).

Wer ist betroffen?

Seit 28. Juni 2025 müssen in Österreich folgende Gruppen barrierefreie Websites anbieten:

✅ Öffentlich-rechtliche Stellen (z. B. Gemeinden, Ämter, Körperschaften)

  • Gilt für diese schon seit Jahren – mit Nachschärfungen

✅ Auch kleinere Unternehmen, wenn sie…

  • digitale Dienstleistungen anbieten, z. B. Buchungstools, Anmeldungen, Kundenportale
  • oder Produkte über einen Online-Shop vertreiben
  • UND nicht weniger als 10 Beschäftigte ODER mehr als 2 Mio. EUR Jahresumsatz haben

💡 Achtung: EPU oder kleinere KMU sind oft ausgenommen – aber wenn du z. B. mit einer Gemeinde zusammenarbeitest oder Fördermittel bekommst, kann die Anforderung indirekt auf dich übergehen.

📋 Was muss auf deiner Website umgesetzt sein?

Hier die wichtigsten Anforderungen im Überblick:

🟢 Transparenz durch eine Barrierefreiheitserklärung

Auch wenn sie nicht gesetzlich exakt vorgeschrieben ist (wie z. B. eine Datenschutzerklärung), empfiehlt sich eine Barrierefreiheitserklärung durchaus. Sie zeigt: Du nimmst das Thema ernst und kommunizierst offen, was barrierefrei ist – und was noch nicht. Für das Kapitel mit den “noch nicht barrierfreihen Inhalten” kann das in etwa so gemacht werden:

„Bilder vor 2022 wurden noch nicht mit Alternativtexten versehen. Die Umsetzung seitens unseres Redaktionsteams ist für Q4/2025 geplant.” oder „Vor 2021 zum Download angebotene PDF-Dateien sind aus technischen Gründen nicht barrierefrei, bei neu hochgeladenen Files wird nun konsequent auf Barrierefreiheit des Dokuments geachtet.”

💡 Die Erklärung zur Barrierefreiheit wirkt also zunächst wie ein „Rechtstext“, ist aber eher eine transparente Dokumentation deines Barrierefreiheits-Status. Auch ebendiese sollte gut-strukturiert und verständlich sein.

🧩 Technische Barrierefreiheit

  • 📷 Alternativ-Texte für Fotos – für Screenreader und gleichzeitig bessere Sichtbarkeit in Google (Image SEO)
  • 🎨 Gute Farbkontraste – z. B. kein hellgrau auf weiß, Kontrastverhältnis von min. 4,5:1
  • 🧭 Verständliche Navigation – logisch aufgebaut, mit Tastatur bedienbar
  • 📱 Responsive Webdesign – Inhalte auch auf Mobilgeräten einwandfrei zugänglich
  • 🔄 Keine bewegten Inhalte ohne Kontrolle – Animationen, Slideshows & Videos müssen pausierbar oder abschaltbar sein
  • 🔈 Audiobeschreibungen und Untertitel – Für Videos und Audiodateien, davon profitieren nicht nur Menschen mit entsprechenden Einschränkungen
  • 💡 Klare Sprache und einfache Texte – Komplexe Formulierungen vermeiden, „Einfache Sprache“ zumindest für sehr wichtige Inhalte zusätzlich anbieten
  • 🔍 Suchfunktion auf der Website – Für größere Websites Pflicht, um Inhalte schnell auffindbar zu machen
  • 🔗 Sinnvolle Linktexte – Generisches „Hier klicken“ vermeiden, stattdessen klare Beschreibungen wie „zum Veranstaltungskalender“
  • 📝 Fehlerhinweise bei Formularen – Nutzer:innen müssen klar erkennen, wenn etwas falsch ausgefüllt wurde – inkl. Beschreibung, wie es richtig geht
  • 🧑‍🦽 Tastaturfokus deutlich sichtbar machen – Der aktive Bereich bei Tab-Navigation muss klar erkennbar sein
  • 🛑 Keine ausschließliche Nutzung von Farbe zur Information – Farbige Hinweise müssen auch durch Symbole oder Text ergänzt sein
  • 🧩 Kompatibilität mit Hilfstechnologien – Screenreader, Braille-Zeilen & andere Tools müssen Inhalte korrekt interpretieren können
  • Zeitbegrenzungen deaktivierbar machen – Nutzer:innen müssen Timer verlängern oder stoppen können
  • 🛠️ Regelmäßige Barrierefreiheits-Tests – Mit Tools wie WAVE, axe oder Screenreader-Prüfung (z. B. NVDA, VoiceOver)
  • 📄 Erklärung zur Barrierefreiheit – Grundsätzlich sinnvoll auf jeder Website: Offenlegung, was barrierefrei ist, was nicht – inkl. Feedbackmöglichkeit

🔒 Datenschutzerklärung

Auch deine Datenschutzerklärung, die ja von vielen KMU wohl oder übel gerne mal von bestimmten Generatoren erstellt und danach nie mehr aktualisiert wurde, sollte spätestens jetzt klar strukturiert und verständlich sein.

💡 Tipps zur pragmatischen Umsetzung

„Du musst nicht über Nacht alles perfekt machen – aber zeigen, dass du daran arbeitest.“

💬 In der Barrierefreiheitserklärung:

  • Offen mit bestehenden Mängeln umgehen
  • Konkrete Pläne nennen, z. B.: „Alte Inhalte werden sukzessive bis Ende 2025 überarbeitet.“

🔧 Nützliche Plugins & Tools

  • 🔝 Empfehlung: One-Click Accessibility Plugin von OneTap (einfaches Setup, sinnvolle Funktionen – zu finden im Plugin-Katalog von WordPress)
  • Alternative: Ally als nahtlos integrierbare Plugin-Lösung für Elementor-Websites
  • Weitere nützliche Tools: WAVE, axe DevTools

🚨 Was droht bei Nichteinhaltung?

  • Beschwerden möglich, zunächst direkt an deine Kontaktdaten, falls nicht zufriedenstellende Reaktion bei der Schlichtungsstelle der Behörde
  • Abmahnungen & Klagen möglich
  • Öffentliche Stellen müssen Mängelberichte veröffentlichen

Die gute Nachricht: Du kannst vieles selbst umsetzen – mit etwas technischem Verständnis und der richtigen Unterstützung.

📌 Checkliste zum Einstieg

Kein Anspruch auf Vollständigkeit, doch hier ist eine Liste an ersten Tasks für den Einstieg, um (auch mit Evaluierungstool wie WAVE) gleich mal gute Resultate zu erzielen:

✅ Barrierefreiheitserklärung publiziert und verlinkt?
✅ Farbkontraste entschärft und Lesbarkeit geprüft?
✅ Headlines (H1-H6) sind sinnvoll strukturiert und ausgezeichnet?
✅ Bilder mit Alt-Texten versehen?
✅ Tastatur-Navigation getestet?
✅ Mobile Ansicht optimiert?

Fazit: Barrierefreiheit ist nicht unbedingt eine lästige Pflicht – sondern ein Qualitätsmerkmal der Website denes Unternehmens.

Egal ob Kund:innen mit Seheinschränkung, ältere Besucher oder jemand, der gerade mit dem Handy in der Sonne surft – barrierefreie Websites wirken professionell, inklusiv & zukunftssicher.

Du fällst in oben genannte “Zielgruppe” dieser Richtlinien und brauchst Hilfe bei der Umsetzung im Rahmen Eurer WordPress-Website?
👉 Melde dich gern bei mir – das Team an Netzwerkpartner:innen und ich unterstütze dich unkompliziert und praxisnah.

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Michael Schifflhuber

Als WordPress-Spezialist und Allrounder im Online Marketing hilft Michael Unternehmen aller Größenordnungen dabei, sich im Web bestmöglich zu präsentieren. Hier im Blog schreibt er zu Themen wie Content-Strategie & Produktivität und berichtet über Neuigkeiten aus dem Digitalbereich. | Mail: michael@screenfire.at